Interdisziplinäres Endometriosezentrum (IEZ)

Die Endometriosesprechstunde und das interdisziplinäre Endometriosezentrum (IEZ)


Wir sind Ihr Ansprechpartner, egal, ob es darum geht, erst einmal herauszufinden, ob Sie Endometriose haben könnten, oder ob Sie schon seit vielen Jahren von der Diagnose wissen und deswegen bereits behandelt wurden. Je nach Beschwerden, Lebenssituation, aktuellem Kinderwunsch, Vorbehandlungen und zusätzlichen Erkrankungen gibt es für jede Frau einen eigenen Weg für die weitere Diagnostik und Therapie. Diesen individuellen Weg für Sie versuchen wir mit Ihnen zusammen zu finden – nach allgemein anerkannten Leitlinien, aber nicht nach einem Standard, der für jede Betroffene dasselbe Vorgehen vorsieht. Dabei ist uns wichtig, unnötige Operationen zu vermeiden, Ihnen aber bei Bedarf die bestmögliche operative Therapie durch unsere erfahrenen Operateurinnen und Operateure anzubieten. Unser wichtigstes Anliegen jedoch ist es, dass Sie sich bei uns nicht nur kompetent behandelt, sondern auch verstanden fühlen.

Die Endometriose-Sprechstunde bildet das Herzstück unseres interdisziplinären Endometriosezentrums. Daneben arbeiten zahlreiche weitere Kern- und Kooperationspartner, wie Chirurgie, Urologie, Radiologie, Psychosomatik, Schmerztherapie, Pathologie sowie die Sozialberatung zusammen, um Ihnen eine optimale Rundum-Betreuung anbieten zu können. Sollte ein unerfüllter Kinderwunsch bestehen, so können wir Sie ebenfalls in unserer Sprechstunde kompetent beraten und ggf. zusammen mit unseren Kooperationspraxen entsprechend behandeln.

Als Universitätsklinik ist es auch im Bereich der Endometriose unser Anspruch, Sie stets nach dem neuesten Stand der Wissenschaft zu beraten und zu behandeln. Um diese komplexe Erkrankung in Zukunft besser zu verstehen und damit die Versorgung der Patientinnen zu verbessern, sind wir in der Grundlagen- und klinischen Wissenschaft aktiv. Daher können wir Ihnen unter Umständen auch anbieten, an einer Studie teilzunehmen und damit Zugang zu neuen Behandlungsmethoden zu bekommen.

Könnte auch ich Endometriose haben?

Die Endometriose hat viele Gesichter und ist aufgrund ihrer unterschiedlichen Symptome häufig schwer zu erkennen. Es gibt jedoch einige typische Anzeichen. Wenn Sie an sehr starken Unterbauch- oder auch Rückenschmerzen während Ihrer Periode (sog. Dysmenorrhoe) leiden, die Sie mit Schmerzmitteln bekämpfen müssen, und die auch mit Kreislaufbeschwerden einhergehen können, so kann dies auf Endometriose hindeuten. Aber auch Schmerzen und Blutbeimengungen beim Wasserlassen oder Stuhlgang, insbesondere während der Periode, und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind häufig. Oft gehen diese Beschwerden nach einigen Jahren in chronische, von der Periode unabhängige Schmerzen über. Daneben leiden Frauen mit Endometriose überdurchschnittlich häufig an einem unerfüllten Kinderwunsch.

Wie kann Endometriose nachgewiesen werden?

Hinweise auf Endometriose können bereits Ihre Beschwerden sowie eine ausführliche gynäkologische Untersuchung mit einer Spiegeleinstellung und einer genauen Tast- und vaginalen Ultraschalluntersuchung geben. Da Endometriose auch am Harnleiter vorkommen und einen Harnstau in der Niere verursachen kann, gehört auch immer eine Nieren-Ultraschall-Untersuchung dazu. Nachgewiesen werden kann Endometriose jedoch nur durch eine Gewebeprobe, die während einer Operation entnommen wird.

Was genau ist Endometriose und woher kommt sie?

Bei Endometriose handelt es sich um Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Sie kommt meist am Bauchfell oder an den Eierstöcken in Form von Zysten vor, kann aber auch den Darm, die Harnblase oder Harnleiter betreffen und in Narben, z.B. nach einem Kaiserschnitt, auftreten. Raritäten sind Endometrioseherde an anderen Lokalisationen,  wie z.B. in der Lunge. Die Endometrioseherde reagieren ebenso wie die Schleimhaut in der Gebärmutter auf Hormone. Unter dem Einfluss von Estrogen, das im normalen Zyklus vor allem in der ersten Hälfte produziert wird, wächst die Schleimhaut. Durch Progesteron, das nur in der zweiten Zyklushälfte nach einem Eisprung vorkommt (sogenanntes „Gelbkörperhormon“), wird das Wachstum gebremst. Während der Menstruation kommt es durch die zusätzlichen Schleimhautinseln häufig zu verstärkten Schmerzen, je nach Lokalisation sind auch Blutungen aus Blase oder Darm möglich.

Wie Endometriose entsteht, ist noch immer nicht eindeutig geklärt, auch wenn es verschiedene Theorien zu ihrer Entstehung gibt. Möglicherweise werden während der Periodenblutung oder durch eine Operation Gebärmutterschleimhautzellen in den Bauchraum oder in die Narbe verschleppt. Dies erklärt aber nicht das Vorkommen an anderen Stellen. Hier wird eine Verschleppung über das Blut- und Lymphgefäßsystem vermutet. Daneben kann eine verminderte Reaktion des Immunsystems auf diese an einer falschen Stelle vorkommenden Zellen eine Rolle spielen. All dies ist im Moment noch Gegenstand der Forschung, an der auch wir uns intensiv beteiligen.

Auch, warum eine bestimmte Frau Endometriose bekommt, ist weitgehend unbekannt. Manchmal kommt sie gehäuft in einer Familie vor, jedoch handelt es sich nicht um eine vererbte Erkrankung.

Wie kann Endometriose behandelt werden?

Grundsätzlich unterscheidet man die sogenannte „konservative“ von der „operativen“ Therapie. Die konservative Therapie beinhaltet Schmerztherapie, hormonelle Methoden und komplementäre Methoden wie Ernährungsumstellung (s. Flyer; -> Link). Die operative Therapie besteht aus einer Bauchspiegelung, seltener einem Bauchschnitt, und sichert häufig gleichzeitig die Diagnose.

Da die Endometriose, wie bereits oben erwähnt, auf Hormone reagiert, kann sie auch hormonell behandelt werden. Dies wurde früher vor allem durch Spritzen, welche die Eierstöcke in einen Ruhezustand versetzen, bewirkt. Heute werden meist zuerst besser verträgliche Medikamente, wie „normale“ Anti-Baby-Pillen mit Estrogen und einem Gestagen (Progesteron gehört zur Familie der Gestagene) oder „Mini-Pillen“, die nur ein Gestagen enthalten, manchmal auch eine Gelbkörperhormon-Spirale, angewendet. Seit einigen Jahren gibt es auch ein speziell für Endometriose zugelassenes Medikament, das ebenfalls nur ein Gestagen enthält. Welches Medikament für Sie das richtige ist, muss individuell je nach Ihren Vorerkrankungen, anderen eingenommenen Medikamenten und Ihrer Lebenssituation entschieden werden. Häufig ist es notwendig, mehrfach das Präparat zu wechseln, um eine gute Wirkung mit geringen Nebenwirkungen zu erreichen.

Viele Frauen wenden bereits von sich aus Schmerzmittel an. Eine gute Schmerztherapie ist bei anhaltenden Schmerzen trotz medikamentöser und bereits erfolgter operativer Therapie sehr wichtig. Je länger man unter chronischen Schmerzen leidet, desto schwieriger kann jedoch die Behandlung werden. Daher bieten wir in solchen Fällen eine Mitbetreuung durch unser Interdisziplinäres Schmerzzentrum(link is external) an.

Eine Operation wird z.B. dann notwendig, wenn die medikamentöse Therapie nicht wirkt, Gründe gegen die Einnahme von Medikamenten sprechen oder in der Untersuchung operativ behandlungsbedürftige Befunde wie Zysten aufgefallen sind. Während der Operation sollte eine Gewebeprobe entnommen werden, um die Diagnose zu sichern. Für die Therapie ist es wichtig, dass möglichst alle Herde entfernt oder zerstört werden. Ist hierfür eine ausgedehnte Operation z.B. mit Entfernung eines Eierstocks oder eines Darm-Anteils notwendig, so muss vorher ausführlich mit Ihnen über Nutzen und Risiken gesprochen und gemeinsam der Umfang der Op festgelegt werden. Nach der Operation wird meist eine hormonelle Therapie empfohlen, um ein rasches Wiederauftreten von Herden zu vermeiden.

Über Jahre anhaltende Schmerzen, unterschiedlich wirksame Medikamente mit z.T. erheblichen Nebenwirkungen, wiederholt belastende Operationen, ein möglicherweise unerfüllter Kinderwunsch und dazu noch Unverständnis seitens des Umfelds und nicht selten auch der Ärzte – all dies kann eine extreme Belastung für die Seele sein. Daher ist uns die Zusammenarbeit mit der Psychosomatischen Medizin besonders wichtig, um Ihnen auch hier kompetente Hilfe anbieten zu können.

Kann ich trotzdem Kinder bekommen?

Viele Frauen haben bereits völlig unkompliziert Kinder bekommen und erfahren erst später im Rahmen einer Operation aus einem anderen Grund, dass sie Endometriose haben. Lassen Sie sich also nicht von Aussagen verunsichern, Endometriose bedeute automatisch Kinderlosigkeit! Jedoch finden sich unter den Frauen, die medizinische Hilfe bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches benötigen, tatsächlich mehr Endometriose-Patientinnen als in der Durchschnittsbevölkerung. Auch erleiden sie häufiger Fehlgeburten. Dafür werden mehrere Gründe, wie Veränderungen an Eileitern und Eierstöcken durch Endometriose-Herde mit entsprechend verschlechterter Eileiter-Durchgängigkeit, schlechtere Eizellqualität und Eizellreifung sowie Probleme bei der Einnistung einer bereits entstandenen Schwangerschaft in die Gebärmutterschleimhaut vermutet. Jedoch dürfen auch bei Vorliegen einer Endometriose andere Gründe, die eine Schwangerschaft erschweren können, wie hormonelle Störungen bei der Frau oder Einschränkungen der Spermienqualität beim Mann nicht außer Acht gelassen werden. Erst wenn alle Befunde beider Partner vorliegen, kann für das Paar individuell entschieden werden, welches weitere Vorgehen richtig ist. Manchmal ist zunächst eine Operation mit Entfernung der Endometriose aussichtsreich, manchmal sollte direkt eine Kinderwunschbehandlung durchgeführt werden, manchmal kann es auch sinnvoll sein, weiter das natürliche Zustandekommen einer Schwangerschaft abzuwarten. Wie es weitergeht, bestimmt die medizinische Sinnhaftigkeit – in erster Linie aber natürlich Ihr Wunsch.