Immuntherapien (im engeren Sinne sog. Immuncheckpoint-Inhibitoren) haben die Therapie zahlreicher Krebsarten in den letzten Jahren revolutioniert. In der Gynäkologie benutzen wir diese Medikamente mittlerweile routinemäßig beim Mamma-, Endometrium- und Zervixkarzinom. Beim Eierstockkrebs jedoch funktionieren sie kaum, auch wenn jüngste Studien (z.B. die DUO-O-Studie) ermutigende Erfolge bei bestimmten Unterformen des Ovarialkarzinoms zeigen.
Ein möglicher Grund dafür ist die zumeist unzureichende Zahl an Immunzellen, insbesondere T-Zellen, im Ovarialkarzinom, die dazu führt, dass die Immuncheckpoint-Inhibitoren gar keine Immunantwort gegen den Tumor „entfesseln“ können. Die Arbeitsgruppe „Gynäkologische Tumorimmunologie“ (Leitung: PD Dr. Holger Bronger) an unserer Frauenklinik hatte in der Vergangenheit bereits zeigen können, dass bestimmte Botenstoffe, sog. Chemokine, ausreichend sind, um T-Zellen in Ovarialkarzinome zu locken und dadurch eine Therapie mit Immuncheckpoint-Blockern zu ermöglichen.
In einem aktuellen Projekt, das PD Dr. Bronger zusammen mit Prof. Dr. Viktor Magdolen aus dem Forschungslabor der Frauenklinik leitet, haben wir entdeckt, dass bestimmte Protein-abbauende Enzyme (Proteasen) vom Ovarialkarzinom gebildet werden, die in der Lage sind, Chemokine abzubauen und sich dadurch vor dem Immunsystem zu verstecken. Dies könnte die Resistenz von Ovarialkarzinomen gegenüber Immuncheckpoint-Inhibitoren erklären. Die Hemmung dieser Proteasen könnte daher möglicherweise auch bei Patientinnen mit Eierstockkrebs helfen, die Resistenz gegen Immuncheckpoint-Inhibitoren zu durchbrechen und das Überleben zu verbessern. Das Projekt wird von der Deutschen Krebshilfe mit über 400.000 Euro gefördert.